Glücksmomente nach langer Pause

Der Liederkranz Hellershof knüpft mit seiner Jahresfeier an die alten
Erfolge an

Kaisersbach.
Einen „grandiosen Abend“ wünschte Katja Frank, Vorsitzende des Liederkranzes Hellershof, dem Publikum der Jahresfeier. Tatsächlich erlebten die Besucher an beiden Abenden in der Gemeindehalle Kaisersbach viele Glücksmomente.
Eine bunte Mischung unterschiedlicher Musikrichtungen unter dem Motto „Life is a song“ mit pfiffiger Dekoration wie unzähliger Schallplatten, dazu spritzige und leckere Köstlichkeiten an zwei Bars im Foyer überraschten die Hundertschaften der Fans. Wer bei den Darbietungen auf der Bühne noch mehr Appetit bekam, konnte sich an den schmackhaften Angeboten aus der Küche laben. Damit setzte der umtriebige Verein um, was der Schlagerstar Howard Carpendale jüngst in einem Interview vorgab: „Drei Stunden ablenken von dem ganzen Mist, der auf der Welt ist.“
Drei Jahre lang musste die „Eintracht“ wegen Corona pausieren. Jetzt ließen die Amateure bei ihrem Fest für alle Sinne die unbändige Freude spüren, wieder an die alten Erfolge anknüpfen zu können. Auch wenn das Konzept seit einem halben Jahrhundert gleich ist, die Details der Umsetzung werden immer wieder neu gemischt und zeitgemäß variiert. Der Chor der 20 Männer, begleitet seit 23 Jahren von Bernd Büttner am Clavinova, trat erstmals mit seinem neuen Leiter Oliver Geiger auf. Als wäre es das Motto ihres Lebens, stimmten sie zuerst „Mit Musik geht alles besser“ an. Geradezu frenetisch fiel der Applaus aus, als das istrische Volkslied „La mula de Parenzo“ sogar in der Landessprache äußerst schmissig interpretiert wurde.
Der neue Dirigent war mit seinem Programmblock, zu dem populäre Filmmelodien gehörten, sehr zufrieden. „Wichtig ist mir, dass es uns auf der Bühne Freude macht, dann springt der Funke über – das hat prima geklappt“, sagte Oliver Geiger danach. Der Gschwender Bürgermeister Christoph Hald gratulierte ihm überschwänglich: „Das war geil!“
In Abwandlung eines Sprichworts wurde das Publikum bei der Show der gemischten Singgruppe immer wieder zum Mitmachen animiert: „Reden ist Silber, Singen ist Gold.“
Vielfältiger denn je fiel die Auswahl meist amüsanter, aber auch nachdenklich stimmender Lieder aus, von „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ aus dem Dschungelbuch bis zum mitreißenden „Hey, was geht ab“; natürlich durfte eine rockige Nummer von Andreas Gabalier nicht fehlen – „Verdammt lang her“.
„Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander aus dem Jahr 1976 und „Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher aus dem Jahr 1965 konnten viele Stammgäste textsicher mitsingen. Bei dem Medley von Karel Gott waren die Älteren meist im Vorteil. Dagegen waren die größten Hits von Roland Kaiser auch den Jüngeren ein Begriff.

Männerchor
Männerchor

Hierbei konnte sich Patrizia Sozzi nach mehrjähriger Pause wieder optimal in Szene setzen. Ganz neu zum Ensemble stieß Tina Schlechter, Sängerin und Schauspielerin aus Alfdorf. Sie freute sich nicht allein über ihren eigenen Erfolg, sondern auch über die Leistung der Amateure: „Es war voll schön, genau wie bei den Profis.“ Zusammen mit Aylin Deiß rissen damit gleich drei stimmgewaltige Frauen die Fans von den Stühlen.
Premiere feierte auch der unüberseh- und unüberhörbare Sascha Wahl, der offenbar seinen eigenen Fanclub mitgebracht hatte. Zusammen mit den Instrumentalisten um den musikalischen Leiter Martin Fordinal legten sich alle Akteure voller Begeisterung ins Zeug. Selbst beim raschen Kleiderwechsel konnten sie mit Helene Fischer mithalten. Das Mehrgenerationen-Team bewies eindrücklich, dass es mit der fulminanten Leistung dem Publikum, aber auch sich selbst den versprochenen „grandiosen Abend“ bescherte.
hgf

Die Mitwirkenden
Den Männerchor leitete Oliver Geiger, Instrumentalbegleitung Martin Büttner und Lukas Dreher. Die Singgruppe bestand aus Aylin Deiß, Katja Frank, Linda Hudelmaier, Tina Schlechter, Patrizia Sozzi, Monika Weller, Günther Frank, Hardi, Hermann, Carl und Martin Hänle, Christopher Macchini, Sascha Wahl, Bernd Weller.
Musiker: Amadeus Bauer, Heinz Brückner, Lukas Dreher, Martin Fordinal, Hardi Hänle, Karin und Heribert Schwenger.

Zum Tango in die Badewanne

Bei der Jahresfeier des Liederkranzes Hellershof gab es viele Überraschungen

Kaisersbach/Alfdorf (hgf).

Der wunderbare Abend wurde schon am Eingang versüßt. Die Gäste der beiden Jahresfeiern des Liederkranzes Hellershof erhielten zur Begrüßung ein Herzbonbon und eine persönliche Botschaft: „Schön, dass du da bist!“ Daneben türmten sich Schaumküsse Muffins und Donuts.

Aber natürlich waren die treuen und neuen Fans des Gesangvereins vor allem nach Kaisersbach gekommen wegen der musikalischen Unterhaltung. Konnte sich nach der letztjährigen Leistung kaum jemand vorstellen, dass die Amateure das Niveau noch steigern können, so wurden alle eines Besseren belehrt. Der Männerchor und die Singgruppe wuchsen über sich selbst hinaus. Das Versprechen einer „Wohlfühlgarantie“ erfüllten sie mit großer Leidenschaft und ansteckender Dynamik.

Der Männerchor wagte sich mit Erfolg an die Interpretation moderner Lieder.

Schon die klugen Sprüche auf den Tischen – Elemente einer stilvollen Dekoration – ließen Überraschungen erahnen: „Das Leben ist kein Wunschkonzert, aber manchmal spielt es dein Lieblingslied.“ Bei der „Eintracht“ gab es nur Favoriten aus einem sehr breiten Spektrum.

Dass bei dieser Feier mit Außergewöhnlichem gerechnet werden muss, zeichnete sich bereits ab, als der Vorhang aufging. Einige der 20 Sänger im Bademantel, auch Chorleiterin Cosima Hermann im Outfit für den Spa-Bereich! Kaum war das Wellnesstextil abgelegt, schon entwickelte sich eine flotte Darbietung. Die kluge Mischung aus klassischen Liedern und modernen Hits taugt als Werbekampagne für die Überlebensfähigkeit eines Traditionsclubs. Dass ein Gesangverein einen Festzeltkracher wie „Auf das Leben“ von den „Dorfrockern“ interpretiert, ist schon ziemlich bemerkenswert. Dass gestandene Mannsbilder über sich selber schmunzeln können, wenn sie „Der kleine Teddybär“ im Bett der jungen Dirigentin sein möchten, löste große Heiterkeit aus. Nur logisch, dass Alt-Chorleiter Wolfgang Hänle seiner Nachfolgerin ein solches Kuscheltier im XXL-Format überreichte. Die Begeisterung kannte vollends keine Grenzen, als mit großem Einfühlungsvermögen „Amazing grace“ angestimmt wurde.

Zum Badewannentango reiste Hardi Hänle aus seinem Wohnort Freiburg an, Bernd Weller achtete als Reinigungsfachkraft auf die notwendige Sauberkeit.

„Singen ist sexy“, hatte Vorsitzende Katja Frank in ihrer Begrüßung betont. Spätestens bei der Revue der Singgruppe war kein Widerspruch mehr möglich. Das Ensemble zündete ein faszinierendes Feuerwerk aus beliebten Schlagern, Evergreens, Spitzenreitern volkstümlicher Hitparaden. „So schön kann Musik sein“, war einer der Titel, der diese Leistungsschau am besten charakterisiert. Innigste Liebeserklärungen wie „Deine Heimat will ich sein“ wechselten sich ab mit dem sehr freizügigen „Badewannentango“ (in einer echten Wanne), abgelöst von ewiger Lebensfreude à la „Älter werden wir später“.

Zum Finale versammelten sich alle Mitglieder der Singgruppe auf der Bühne, wo sie gebührend gefeiert wurden.

Mal gefühlvoll und herzerweichend, dann witzig und mitreißend, dieses Potpourri passte optimal in die Kategorie „Schön ist es auf der Welt zu sein“. Nicht nur Pfarrer Eberhard Bauer freute sich über diese Form von Dankbarkeit und Demut, die in „Das alles hat Gott uns geschenkt“ zum Ausdruck kam.

Junge Stimmen beim Traditionschor

Hellershofer Gesangverein rüstet sich mit geselligem Familienabend für die neuen Aufgaben

Von unserem Korrespondenten Hans Georg Frank

Mit einem leidenschaftlichen Appell der Vorsitzenden Katja Frank startete der Hellershofer Gesangverein ins 120. Jahr seines Bestehens. „Lasst uns an einem Strang ziehen! Bereichert das Vereinsleben! Lasst uns die Dinge gemeinsam umsetzen!“ Mit einer solchen Motivation sei ihr um die Zukunft des Liederkranzes nicht bange, betonte sie beim traditionellen Familienabend in der Gaststätte am Hagerwaldsee.
Diese gemütliche Zusammenkunft zum Beginn des Jahres gehört seit über einem halben Jahrhundert zu den sorgsam gepflegten Ritualen der „Eintracht“, die aus einem 1899 gegründeten Kirchenchor hervorgegangen ist. Das gemeinsame Essen in geselliger Runde soll den internen Zusammenhalt stärken und zugleich die Bedeutung der familiären Beziehungen hervorheben. Der stets leckere Rehbraten soll aber auch Kräfte mobilisieren für die neuen Herausforderungen.
Dazu gehört auch in diesem Jahr die populäre Jahresfeier mit zwei Terminen am Wochenende nach Ostern in der Gemeindehalle Kaisersbach. Zwar wird noch geheim gehalten, unter welchem Thema das beliebte Unterhaltungsprogramm stehen wird, doch es sickerte schon durch, dass eine „Wohlfühlgarantie“ gegeben werden soll. Die Proben haben bereits begonnen. Chorleiterin Cosima Hermann studiert mit den Männern hauptsächlich neue Lieder ein. Auch die Damen und Herren der Singgruppe treffen sich regelmäßig nach Feierabend, um an die früheren Erfolge anknüpfen zu können. Der Beginn des Vorverkaufs der begehrten Eintrittskarten steht fest: 31. März.
Die seit Mai 2017 amtierende „Eintracht“-Chefin zeichnete in ihrer Rede eine positive Perspektive des Vereins. Dafür machte Katja Frank auch die Arbeit der erst 21 Jahre alten Chorleiterin Cosima Hermann verantwortlich. Die Jura-Studentin aus Tübingen nimmt seit Herbst 2017 die weite Fahrt ins Sandland auf sich, um mit den Tenören und Bässen die stimmliche und musikalische Ausbildung zu optimieren. „Mir macht das immer noch großen Spaß“, sagte die Dirigentin. „Sie macht eine hervorragende Arbeit, wir alle sind begeistert“, stellte Frank unter Beifall fest.
Während viele Männergesangvereine vor allem in ländlichen Gebieten ums Überleben kämpfen und manche mangels Nachwuchs sogar aufgeben müssen, gelang dem Hellershofer Liederkranz eine weitere Verjüngung. Die Vorsitzende stellte zwei neue Sänger vor, die den Altersschnitt beträchtlich senken: Christian Banzhaf (20) wurde als Gast bei der Jahresfeier mit dem „Eintracht“-Virus infiziert, Sascha Weller (28) folgt dem Vorbild seines Vaters Bernd, der seit Jahrzehnten eine Stütze der Gemeinschaft ist.
Der Generationenwechsel an der Spitze hat sich offensichtlich bewährt. „Wir sind ein gutes Team“, stellte der stellvertretende Vorsitzende Christopher Macchini fest. In aller Bescheidenheit betonte er auch, „ohne Katja hätten wir den Verein nicht weiterführen können“. Bei der Organisation vertrauen die Eventmanagerin und der Sprachschulleiter auf zeitgemäße Kommunikationsmittel wie WhatsApp, was trotz etlicher Funklöcher prima funktioniert.

Erster Erfolg bei der Nachwuchssuche

Gesangverein Hellershofer Liederkranz bestätigt die Vorsitzende Katja Frank einstimmig in ihrem Amt

Von unserem Korrespondenten Hans Georg Frank

Die Nachwuchssucher des Hellershofer Gesangvereins können einen ersten Erfolg melden. Beim Liederkranz singt künftig ein 20-Jähriger mit, er reiht sich ein in einen Chor, zu dem auch Männer gehören, die viermal älter sind. Mit der guten Nachricht wartete die Eintracht-Vorsitzende Katja Frank bei der Hauptversammlung im Hellershofer Vereinsdomizil auf.

Sie verriet auch, welchem Umstand diese Verjüngung des Traditionsvereins zu verdanken ist. Demnach war Christian von der Jahresfeier derart begeistert, dass er Teil dieses Teams sein möchte. Überhaupt sei diese populäre Doppel-Veranstaltung „rundum gelungen“, lobte die Eintracht-Chefin: „Ich bin richtig stolz auf unseren Männerchor, es ist toll, was wir gemeinsam geleistet haben.“ Sie habe von vielen Seiten nur Anerkennung erfahren. „Das war die beste Jahresfeier aller Zeiten“, bekam sie häufig zu hören.

Katja Frank, Eventmanagerin bei einer international agierenden Top-Firma, hat vor einem Jahr die vakante Führung des Dorfvereins übernommen. In der organisierten Pflege des Liedgutes ist sie vermutlich die einzige Frau, die einem reinen Männerchor vorsteht. Allem Anschein nach haben sich die Herren damit bestens arrangiert, ihre Wiederwahl war reine Formsache und in Sekunden erledigt.

Vorstand 2018
Gruppenbild mit Dame: Das Führungsteam des Hellershofer Männergesangvereins besteht aus Christopher Macchini (2. Vorsitzender), Katja Frank (1. Vorsitzende), Schriftführer Hartmut Schurr und Kassier Günter Wahl (von rechts nach links). Foto: hgf

Keinerlei Probleme bereitete auch der Wechsel bei der musikalischen Leitung des Chores. Seit Oktober 2017 gibt Cosima Hermann (demnächst 22 Jahre jung) den Ton an. „Ich bin mit dieser Zusammenarbeit sehr glücklich“, stellte die Studentin fest, „wir wachsen zu einer tollen Gemeinschaft zusammen.“ Der Chor mache große Fortschritte, trotz der „etwas eingeschränkten Anzahl der Sänger“ – es sind derzeit 19 Aktive – leide das Niveau überhaupt nicht. Natürlich hoffe sie auf „weiteren Zuwachs“ nach dem Vorbild Christians.

Ein schwerer Verlust traf den Verein mit dem Tod von Günter Köngeter. Er starb wenige Tage nach seiner Auszeichnung für fünfzigjährige Sängertätigkeit. Er war nicht nur als zweiter Bass eine Stütze des Chores, als Generalist war er ein zupackender Helfer bei Aufgaben aller Art, wie die Vorsitzende beim Totengedenken dankbar erwähnte.

Kassenwart Günter Wahl berichtete über die gute finanzielle Perspektive der Eintracht. Kassenprüfer Gerhard Lang war „angetan von der exakten Buchhaltung“. Schriftführer Hartmut Schurr hielt für die Nachwelt fest, was der Liederkranz mit seinen 91 Mitgliedern im vergangenen Jahr erlebt hat. Dazu gehörten nicht nur die 39 Singstunden. Beim Ausflug nach Freiburg und Umgebung freundeten sich die Sandländer mit Jodlern aus der Schweiz an, die nun wohl in ihren Bergen im Kanton Luzern besucht werden sollen.

„Es ist ziemlich viel los, es wurde gut gewirtschaftet, die Führung ist einwandfrei gewesen“, fasste Willibald Teply zusammen und beantragte die Entlastung des Vorstands. Sie wurde einstimmig erteilt. Der zweite Vorsitzende Christopher Macchini leitete die turnusmäßigen Wahlen mit amerikanischer Lässigkeit. Die Beisitzer Wolfgang Ziegele, Günter Fürstenau und Monika Weller, Kassenprüfer Walter Herrmann, Schriftführer Hartmut Schurr bekamen vollstes Vertrauen für ihre weiteren Aufgaben.

Gewohnt harmonisch verlief auch die Aussprache über die vom Vorstand für sinnvoll erachtete Erhöhung der Mitgliedbeiträge. Seit der Einführung des Euro anno 2002 liegt der Jahresbeitrag bei zehn Euro. Künftig werden 15 Euro eingezogen. Diese Anhebung sei durchaus angemessen, sagte einer der Sänger unter Beifall, „wegen der hervorragenden Singstunde“.

INFO
Der Liederkranz Hellershof geht auf einen 1899 gegründeten Kirchenchor zurück. Der 120. Geburtstag im nächsten Jahr soll nicht besonders gefeiert werden, war sich der Verein einig. Nach der Pause durch den Zweiten Weltkrieg begann 1953 ein neuer Anlauf. Neben elf Sandländern, ergriffen die Brüder Rudolf und Simon Csipke die Initiative. Sie waren Vertriebene aus Ungarn. „Wir waren herzlich willkommen“, erinnert sich der mittlerweile 85-jährige Simon an diese Form der Integration.

Rund um die Welt mit Sandland-Air

Der Hellershofer Gesangverein begeistert sein Publikum mit der Jahresfeier zweimal in der vollen Kaisersbacher Halle. Das populäre Markenzeichen des Liederkranzes wird weiter perfektioniert.

Von den Kastelruther Spatzen entliehen sich die Macher des Hellershofer Gesangvereins die Motivation für eine fulminante Leistung: „Was man gern macht, macht man gut.“ Was in Südtirol gilt, das hat auch im Sandland seine inspirierende Bedeutung. Sowohl der Männerchor, als auch die Gesangs- und Instrumentalgruppe bewiesen bei der Jahresfeier in Kaisersbach einmal mehr, dass sie mit Spaß an der Sache zu sensationellen Steigerungen fähig sind. Zweimal war die Halle ausverkauft, als musikalisch einmal die Welt umrundet wurde.

„Es wird eine tolle Reise werden“, hatte die Vorsitzende Katja Frank versprochen. Die Vielfliegerin hatte die Idee zum Thema „Weltenbummler“ mitten in New York, vermutlich auf dem Broadway. „Weltenbummler sind offene und gesellige Zeitgenossen, welche nie genug von der Vielfalt dieser Erde bekommen können“, erfuhr das erwartungsvolle Publikum aus berufenem Mund.

Bis ins letzte Detail war diese Traditionsveranstaltung in monatelanger Vorbereitung weiter perfektioniert worden. Einen Abend lang soll die Mühsal des Alltags vergessen sein. Als Eintrittskarte diente ein Boarding Pass für den Flug 2018 mit Sandland-Air. Auf der Bühne stapelten sich Koffer, als gäbe es eine direkte Verbindung zum Gepäckband des Flughafens in Stuttgart. Die Kulisse dominierte ein Sammelsurium berühmtester Sehenswürdigkeiten wie Eiffelturm, Freiheitstatue und Christus von Rio. Bereits im Foyer kam Urlaubsstimmung auf beim Anblick von Sand, Sonnenschirm und Strandliegen, daneben warteten Cocktails und Eisspezialitäten an zwei Bars.

Der Männerchor, begleitet von Bernd Büttner am Piano, sorgte mit acht pfiffig intonierten Liedern für erstes Fernweh. Mal romantisch, mal sehnsüchtig, mal fröhlich, aber immer treffsicher gelang der bisher größte Auftritt unter der noch neuen Dirigentin Cosima Hermann optimal. Mit scheinbar leichter Hand führt die 21-Jährige die kleine Schar der Sänger und lobt sie mit ehrlichem Applaus.

Als „Show mit vielen Überraschungen“ stand im Programm jene zweistündige Revue, die seit mehreren Jahrzehnten das Markenzeichen der „Eintracht“ ist. Mit 28 Titeln im Gepäck jetteten die Sandland-Stars um den „Planet der Lieder“, von Venedig ins Steirerland, von Böhmen zum Sirtaki, von Moskau nach Rio und Hawaii. Die begeisternde Reise ging weit übers Meer, mitten ins Paradies, direkt auf Wolke sieben und ans Ende der Welt. Verstärkung bekam die muntere Truppe von den Zwillingen Carl und Martin, gerade acht Jahre alt geworden, die sich für weitere Aufgaben empfahlen.

Elvis Presley, 

Elvis Presley

dessen deutsche Vorfahren namens Pressler vom Silberhäusle stammen sollen, präsentierte sich brustfrei und hüftschwingend mit einem Medley. Chris Macchini brachte mit einer Hymne auf seine Heimatstadt Chicago erstmals den Swing in die bisher von Schlager und Volksmusik geprägte Feier. 

Im Bauch der Mutter soll seine ungeborene Tochter vor Freude gestrampelt haben.

Die Amateure, denen das Playback der Profis fremd ist, überraschten mit einer Performance, die auch dem verwöhnten Stammpublikum höchste Anerkennung abnötigte. „Sie werden immer noch besser“, lautete das übereinstimmende Urteil. Der Erfolg ist beispielhaftem Engagement geschuldet, das idealistischen Einsatz und den Verzicht auf Urlaub verlangt. Für die Fortsetzung im nächsten Jahr sind die ersten Karten bereits bestellt.                                                                       Hans Georg Frank

Einsatz vor und hinter den Kulissen
Die Vereinschefin Katja Frank konnte sich wieder auf tatkräftige Unterstützung verlassen. Unter Leitung von Martin Fordinal sorgten Karin und Heribert Schwenger, Werner Rothweiler, Heinz Brückner und erstmals Lukas Dreher am Schlagzeug für die Instrumentalbegleitung. Mit ihren Gesangsbeiträgen glänzten Marina Fordinal, Daniela und Aylin Deiss, Linda Hudelmaier, Monika Weller sowie Günther Frank, Hermann und Hardi Hänle, Chris Macchini, Bernd Weller. Für Service und Technik ließ sich eine halbe Hundertschaft verpflichten, darunter mehrere Großfamilien.

Vertretung dauerte 35 Jahre

Hellershofer Liederkranz dankt Chorleiter Hänle. Günter Köngeter singt seit 50 Jahren mit.

Eigentlich sollte Wolfgang Hänle höchstens fünf Jahre die „Zwergschule“ in Hellershof  leiten, weil die Bürokraten 1969 für sie keine Zukunft sahen. Aus dem Intermezzo wurde eine Langzeitaufgabe, die erst 2007 endete – nach 38 Jahren. Und die Schule gibt es immer noch.

Ehrungen bei Liederkranz Eintracht Hellershof: Die Vorsitzenden Katja Frank und Chris Maccini rahmen Wolfgang Hänle und Günter Köngeter ein, Edeltraud Schurr vom Chorverband Friedrich Silcher würdigte die Verdienste. Foto: hgf

Ähnlich erging es dem in Stuttgart-Feuerbach geborenen Pädagogen als Krankheitsvertretung. Als der Chorleiter des Hellershofer Gesangvereins ausgefallen war, sprang Wolfgang Hänle „ganz unfeierlich“ ein, zumal er glaubte, nach spätestens zwei Jahren sei dieses Zwischenspiel beendet. Es sollten 35 Jahre daraus werden.
Beim traditionellen Familienabend in der Gaststätte am Hagerwaldsee bedankte sich die „Eintracht“ bei Wolfgang Hänle, „der wie kaum ein anderer in unserem Verein aktiv gewirkt hat“, wie die Vorsitzende Katja Frank voller Anerkennung betonte. Als die plötzliche Vakanz auftrat, sei der Verein in den eigenen Reihen fündig geworden.
Hänle verstärkte den Chor zunächst am Klavier, das der Verein gekauft hatte. Dann stellte er sich zu den Sängern. „Wenn man in ein Dorf kommt, muss man sich einbringen, wo man gebraucht wird“, hatte er sich seinerzeit vorgenommen. Deshalb habe er auch Skigymnastik und Nähkurse gegeben.
„Beachtlich und bewundernswert“ sei seine Leistung, Hänle habe nicht nur die passende Literatur aufgespürt, er habe Begleitorchester zusammengestellt und bei Proben wie Auftritten eine Ruhe ausgestrahlt, „die sich immer auf die Sänger übertragen hat“, lobte Katja Frank. Mit stehendem Applaus dankte die Vereinsfamilie für Vertrauen in den Chor, Begeisterung und Durchhaltevermögen, Leidenschaft für die Musik, Loyalität und Zuverlässigkeit, Freundlichkeit, Kompetenz, Motivation, Optimismus und Zusammenhalt.
„Sie waren für uns ein Glücksfall!“ Hänle ist nur Ehrendirigent und –mitglied, dem Chor bleibt er als Sänger verbunden.
Zur Ehrung war nicht nur Ehefrau Hermine mitgekommen. Auch die die Söhne Hans (46), Hermann (44) und Hardy (42) reisten von weither an. Dieses musikalische Trio verstärkt die „Eintracht“ nach Zeit und Möglichkeit auf geradezu einzigartige Weise.

Als „eine der tragenden Säulen des Vereins“ bezeichnete Edeltraud Schurr vom Chorverband Friedrich Silcher den zweiten Bass Günter Köngeter (77). Er wurde vom Deutschen Chorverband mit Urkunde und Nadel ausgezeichnet, weil er seit einem halben Jahrhundert die Fahne des organisierten Gesangs hochhält.
Damit nicht genug: Köngeter habe auch zahlreiche Sonderaufgaben erledigt, etwa für die Gestaltung der Bühnenbilder, ergänzte Katja Frank, „oftmals auch sehr kurzfristig“. Das handwerkliche Multitalent vom Voggenmühlhöfle ist einer jener Machertypen, die zupacken, ohne lange zu fragen – also unverzichtbar für einen Verein.
Wie lange es den Hellershofer Gesangverein noch gibt, vermag Wolfgang Hänle nicht zu sagen. „Prognosen sind ja schwierig imSandland“, weiß er aus eigener Erfahrung. Mit der neuen Chorleiterin Cosima Hermann gab es eine viel beachtete und bestens gelungene Verjüngung an der Schüsselposition. Vizepräsidentin Edeltraud Schurr war höchst erfreut von ihrer Arbeit: „Souverän!“
Jetzt sollten nur noch ein paar Sänger dazu stoßen, appellierte Katja Frank. Wer Lust auf Gesang in der Gemeinschaft habe, soll es „einfach mal ausprobieren“.
Singstunde ist donnerstags im Hellershofer Schulhaus. Hänle zeigte sich zuversichtlich: „Es findet sich immer jemand, der mitsingt, auch wenn man ihn nicht auf dem Zettel hat.“
(hgf)

Nächster Auftritt
Größte Herausforderung des Hellershofer Liederkranzes ist alle Jahre wieder die Jahresfeier am Samstag und Sonntag nach Ostern. In der Kaisersbacher Gemeindehalle erwartet das Publikum eine bewährte Mischung aus Chorgesang und playbackfreier Revue der Singgruppe. Die Lieder werden sich am 7. und 8. April um das Thema „Weltenbummler“ drehen.

„Hör in den Klang der Stille“

Adventskonzert des Hellershofer Gesangvereins füllt die evangelische Kirche

Von unserem Korrespondenten Hans Georg Frank

Das Lied „Macht hoch die Tür“ stimmten Männerchor und Publikum gemeinsam an.

Am Ende war auch Cosima Hermann rundum zufrieden. Und spürbar erleichtert. „Es ist gut gelaufen“, stellte sie bei ihrer Premiere als Chorleiterin des Hellershofer Gesangvereins fest. Der Liederkranz hatte zu einem Adventskonzert in die evangelische Kirche eingeladen. Damit verbunden war der erste große Auftritt der 20-Jährigen, die bis zu viermal ältere Sänger mit leichter Hand führte. Das Publikum hatte die Studentin aus Schorndorf gleich zu Beginn mit wohlwollendem Applaus im Sandland begrüßt.

„Advent in den verschiedenen Zeitepochen der Welt“, hatte die Vorsitzende Katja Frank den erwartungsvollen Zuhörern versprochen. Also reichte das Programm vom Südtiroler Liedgut über österreichische Volksweisen bis zum schwedischen Weihnachtsgruß aus dem Jahr 1860 – letzteren teilweise in der Sprache von IKEA und Knäckebrot intoniert: „Jul, jul, strålande jul, glans över vita skogar.“ Mit „Seht, es kommt die heil’ge Zeit“ gab es auch einen musikalischen Abstecher nach Böhmen.

Die Singgruppe beim Adventskonzert

Der „Eintracht“-Männerchor erwies sich in dem 1924/25 erbauten Gotteshaus als stimmgewaltiger Klangkörper. Er wechselte sich ab mit der gemischten Singgruppe unter Leitung von Martin Fordinal, die sonst ein Erfolgsgarant der Jahresfeier am Wochenende nach Ostern ist. Beim Adventskonzert konnte sie, von Instrumentalisten begleitet, sehr überzeugend vorführen, dass sie nicht nur poppige Schlager zu interpretieren weiß.

Mit dem Hausherrn hatte der Liederkranz auch einen fachkundigen Moderator gefunden. Pfarrer Eberhard Bauer stellte einige der 13 Lieder mit verbindlichen Worten und informativen Details vor. „Es kommt ein Schiff geladen“, vor rund 600 Jahren entstanden, sei wohl „einer der größten Hits aller Zeiten“. Das Publikum erfuhr aus berufenem Mund, dass die Nummer 1 des Evangelischen Gesangbuchs, „Macht hoch die Tür“, dem Königsberger Pfarrer Georg Weissel zu verdanken sei. Dieser habe es 1623 gedichtet zur Einweihung seiner Altroßgärter Kirche, wobei er sich von Psalm 24 habe inspirieren lassen.

Pfarrer Bauer freute sich mit dem Veranstalter, „dass sich so viele auf den Weg gemacht haben“. Für den Seelsorger wurde mit dem besinnlichen Konzert des Liederkranzes „ein Stück des Zusammenhalts“ im Schwäbischen Wald deutlich. Lächelnd merkte er noch an, dass er sehr froh sein könnte, „wenn jeder sonntägliche Gottesdienst so gut besucht wäre“.

Das Motto des besinnlichen Abends hätte einem modernen Adventslied entliehen sein können: „Hör in den Klang der Stille“, heißt es im Werk des zeitgenössischen Komponisten und Texters Lorenz Maierhofer (Jahrgang 1956) aus Graz in der Steiermark. Denn: „Sorgen flieh’n davon“.

Für die Zugabe gingen Männerchor und Singgruppe wieder beinahe zwei Jahrhunderte zurück. Der „Andachtsjodler“ hat erstmals 1830 die Christmette in Sterzing (Südtirol) stimmungsvoll bereichert – in Hellershof entfalte das Traditionsstück dieselbe Wirkung.

Studentin löst Schulleiter ab

Erst eine Vorsitzende, jetzt eine Chorleiterin: Beim Hellershofer Gesangverein geben
Frauen den Ton an

Von unserem Korrespondenten Hans Georg Frank

Der Männergesangverein in Hellershof wird immer weiblicher. Nach der Wahl von Katja  Frank zur Vorsitzenden, hat der Liederkranz mit Cosima Hermann erstmals in seiner 118-jährigen Geschichte eine Frau als Chorleiterin verpflichtet.

Wolfgang Hänle und Cosima Hermann

Nach den ersten sechs Singstunden finden beiden Seiten nur lobende Worte füreinander. Die große Bewährungsprobe steht am kommenden Sonntag beim Adventskonzert in der Kirche bevor.
Seit 1982 hatte Wolfgang Hänle die Sänger der „Eintracht“ dirigiert und als feste Größe im Kulturleben des Schwäbischen Waldes etabliert. Am 1. Oktober, beim Erntedankfest, stand der pensionierte Lehrer letztmals vor seinen Männern. Mit nunmehr 75 Jahren wollte der Ex-Schulleiter die verantwortungsvolle Aufgabe an eine jüngere Kraft übergeben.
Für die Nachfolge suchte der Traditionsverein geeignete Bewerber in zwei Fachzeitschriften. Obwohl Hellershof nicht ganz der Nabel der Welt ist, bewerben sich fünf Kandidaten, die auch zum Probedirigat anreisten. Ein sechster Interessent konnte sich die Fahrt ins Sandland sparen: Der US-Amerikaner aus Memphis musste nicht wegen mangelnder Qualifikation abgelehnt werden – er hätte sich nur auf Englisch verständigen können; Amtssprache beim heimatverbundenen Liederkranz ist eher Schwäbisch.
Nach Probeläufen und gegenseitigem Beschnuppern waren sich die Akteure sicher, mit der jüngsten Anwärterin die richtige Wahl getroffen zu haben. Cosima Hermann (20) aus Schorndorf ist quasi erblich vorbelastet, leitet doch ihre Mutter Gabriele mit großem
Erfolg die Gesangvereine in Waldhausen und Grunbach.
„Sie hat sich gefreut, dass ich jetzt auch in diesem Bereich mitmische.“
Cosima Hermann studiert zwar in Tübingen Jura, ihr aktueller Traumberuf ist Richterin. Aber sie kann schon auf eine erstaunliche Karriere als Musikerin zurückblicken. Sie gehörte vier Jahre lang als Geigerin dem Bundesjugendorchester an, einer Auswahl der besten hundert Nachwuchsmusiker zwischen 14 und 19 Jahren aus der ganzen Republik. Mit dem Elite-Ensemble gastierte sie auch in Shanghai und Peking. Für den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck gehörte Cosima Hermann zu den „Botschaftern eines Deutschlands, wie wir es gerne hätten“.
Vorher China, nun also Schwäbischer Wald. „Es macht mir Spaß“, sagt die junge Chorleiterin, die früher selber gesungen hat. Natürlich will sie ihre Kasse für das Studium im 95 Kilometer entfernten Tübingen ein bisschen aufbessern, aber sie hat sich vor allem vorgenommen, die „Eintracht“ zu neuen Höhen zu führen. „Die Sänger sind auf einem guten Niveau, Herr Hänle hat gute Vorarbeit geleistet“, sagte sie anerkennend. Aber an der Technik könne noch etwas gefeilt werden, die Intonation lasse sich verbessern, alles soll noch einen Tick genauer klingen.
Die rund 20 Mannsbilder folgen der Anführerin ohne Murren. „Sie sind sehr diszipliniert und hören auf mich“, stellt sie erfreut fest. „Sie ist sehr musikalisch“, lobt Vorgänger Hänle, der jetzt mit seinem Tenor die Sänger verstärkt. Die Herren haben wohl zu ihrem eigenen
Erstaunen festgestellt, dass die Singstunde kurzweiliger geraten ist. Sie merken gar nicht mehr, wie schnell am Donnerstagabend die Zeit vergeht. Die Vereinsleitung hofft, dass dank der sympathischen Studentin der Chorgesang auch für jüngere Männer attraktiv sein
könnte.
Eine weitere Stufe der Feminisierung werde es allerdings nicht geben, versicherte die 1. Vorsitzende Katja Frank. Gemeint ist damit ein gemischter Chor: „Wir haben ja schon eine gut funktionierende Singgruppe mit engagierten Frauen.“ (hgf)

INFO

Das Adventskonzert der Eintracht findet am kommenden Sonntag in der Hellershofer Kirche statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. Neben dem Männerchor wirken die Singgruppe und Instrumentalmusiker mit. Auf dem Programm stehen neun Lieder, mit denen Cosima Hermann das Publikum besinnlich auf Weihnachten einstimmen möchte. Der Eintritt ist frei, eine Spende für die Vereinskasse ist willkommen.

Das Konzert am 1. Advent hat seinen Ursprung in einer „kirchenmusikalischen Feierstunde“, die erstmals 1989 organisiert worden ist.

Eine Frau lenkt den Männerverein

Neuer Vorstand beim Hellershofer Liederkranz – Managerin mit Bühnenerfahrung übernimmt die Führung

Sensation im Sandland: Erstmals führt eine Frau einen Männergesangverein. Ihr Stellvertreter ist ein Amerikaner aus Chicago. Sie wollen dem Traditionsclub eine  neue Perspektive geben.

Hellershof. Wolfgang Hänle ist als erfahrener Pädagoge mit allerlei Problemen vertraut. „Jetzt wird es schwierig“, prophezeite der frühere Schulleiter in seiner Eigenschaft als Wahlleiter bei der Hauptversammlung des Liederkranzes Eintracht Hellershof. Der Kassier Günter Wahl war gerade in seinem Amt bestätigt worden, einfaches Zeichen per Hand hatte genügt. Aber nun musste eine neue Führungsmannschaft gefunden werden. Tobias Hermann hatte aus persönlichen Gründen seinen Rückzug angekündigt. Der 36-jährige Gschwender war 2009 zum zweiten Vorsitzenden bestimmt worden. Seit einem Jahr stand er allein am Ruder des Vereinsschiffs. „Kommissarisch“ gab er gleichsam den Kurs vor. Günther Frank aus Hundsberg war nach über 40 Jahren als höchster Funktionär der Eintracht quasi in den Ruhestand gegangen. Heute ist er Ehrenvorsitzender der „Eintracht“

Für den eingetragenen Verein ging es an diesem Abend um nichts weniger als die Zukunft. Würde sich kein Vorstand finden, müsste erneut eine Versammlung einberufen werden. Bliebe auch dieser Versuch erfolglos, drohte von Gerichts wegen so etwas wie ein Insolvenzverwalter. Fände dieser niemand, der die Verantwortung übernehmen wollte, müsste die Existenz der gemeinnützigen „Eintracht“ beendet werden.

Doch so weit wird es nicht kommen. Wahlleiter Hänle fragte die anwesenden Mitglieder, wer als zweiter Vorsitzender kandidieren möchte. Und siehe da, mit geziemender Überlegungssekunde ging eine Hand hoch – von Christopher „Chris“ Macchini (33). Der US-Amerikaner aus Chicago hatte der Liebe wegen ins beschauliche Sandland gefunden, war vom Vater seiner Freundin in die Singstunde mitgenommen worden – und fand sofort Gefallen daran. Seine Wahl war reine Formsache.

Zum absoluten Novum dagegen geriet die Wahl der „Nummer 1“. Auf Hänles Aufforderung meldete sich – eine Frau. Katja Frank (33) erklärte sich bereit, die Vakanz zu beenden und fortan in einem Männergesangverein den Ton anzugeben. Bei einer Enthaltung sprachen ihr die Mitglieder offen das Vertrauen aus. „Das haben wir inständig gehofft“, kommentierte der Wahlleiter die Entscheidung und gelobte im Namen aller, „dass wir unser Bestes geben“. Katja Frank, Managerin bei einer Eventagentur in Künzelsau, die zu den Top 10 in Deutschland gehört, bringe „hervorragende Voraussetzungen“ mit für ihre ehrenamtliche Aufgabe, gab sich Hänle überzeugt.

Im Chorverband Friedrich Silcher mit seinen 97 unterschiedlich aufgestellten Mitgliedsvereinen gibt es zwar 38 Frauen in einer solchen Spitzenposition. Aber keiner der 17 reinen Männerchöre ist sozusagen in weiblicher Hand.

Ehrung
Letzte Amtshandlung: Mit einem Geschenkkorb bedankte sich der stellvertretende Vorsitzende Tobias Hermann bei Hans Kugler, der über 30 Jahre lang die Vereinskasse prüfte.

„Ich bin gottfroh, dass wir wieder vollständig sind“, gab sich Tobias Herman erleichtert. Seinen Abschied verband er mit einem Geschenk für Hans Kugler aus Hüttenbühl. Der 80-Jährige hatte über 30 Jahre lang die Kasse geprüft, dafür gebührten ihm Dank und die Ernennung zum Ehrenmitglied. Seine Nachfolge übernimmt Gerhard Lang aus

Kaisersbach.

„Es kann nicht sein, dass ein so erfolgreicher Verein aufgelöst wird“, begründete Katja Frank ihre Kandidatur. Sie sei mit dem Verein aufgewachsen, sei von ihrem Vater, dem heutigen Ehrenvorsitzenden, nachhaltig geprägt worden. Schon von Kindesbeinen an habe sie erlebt, mit welchem Pensum an Arbeit und Engagement der Vorsitz verbunden sei, „aber das schreckt mich nicht ab“. Ihr gehe es auch um die Zukunft der populären Jahresfeiern. Bei diesen habe sie erstmals 1992 auf der Bühne gestanden. Die Sechsjährige entzückte damals das Publikum mit „A Stückerl heile Welt“. Seither ist die dynamische Frau eine der Stützen der gemischten Singgruppe, die keine eigenständige Abteilung des Vereins ist, aber ein Garant für den Erfolg.

Wie das Gespann Frank und Macchini den Liederkranz ausrichten wollen, bleibt noch ein Geheimnis.  Dass die beiden bestens miteinander geschirren können, haben sie schon

Vorstand
Das neue „Dream Team“ des Hellershofer Liederkranzes: Katja Frank und Christopher Macchini wollen die Existenz des Vereins gemeinsam sichern.

mehrfach bei der Jahresfeier bewiesen. Ein Wahlversprechen gab es nicht. Der Verein soll noch besser in den drei Sandland-Gemeinden verankert werden, Familien und Kinder könnten einbezogen werden, hieß es vage.

Zunächst aber muss das Vorstandsduo einen neuen Chorleiter finden. Wenn Wolfgang Hänle im Herbst 75 Jahre alt wird, will er aufhören. Vor 35 Jahren ließ er sich auf das Abenteuer ein: „Es war eine schöne Zeit, manchmal auch stressig, aber jetzt ist es genug.“

INFO:
Der Liederkranz Eintracht Hellershof ging aus einem 1899 gegründeten Kirchenchor hervor. Heute gehören ihm 92 Mitglieder an, davon sind 19 Männer aktive Sänger. Für ihre Verdienste wurden sechs Funktionäre zu Ehrenmitgliedern ernannt, zählte Schriftführer Hartmut Schurr bei der Hauptversammlung auf. Zu den Singstunden trifft sich der Chor im Schulhaus von Hellershof, wo die frühere Lehrerwohnung größtenteils in Eigenleistung in das Vereinsdomizil umgewandelt worden ist.